Spam-Abzocke: Rechtsanwalt Florian Giese bittet angeblich zur Kasse

Abgelegt unter Netzwelt & IT by Redaktion am 19. Oktober 2010

Seit ein paar Tagen zieht eine Spam-Welle durch das Land. In den Mails heisst es so schön „Ermittlungsverfahren gegen Sie“. Die Mail stammt scheinbar vom real existierenden Rechtsanwalt Florian Giese, der im Namen der Videorama GmbH auf eine Urheberrechtsverletzung aufmerksam macht und Geld eintreiben will. Die Betonung liegt auf scheinbar! Denn der besagte Rechtsanwalt distanziert sich klar gegen diese Spam-Mails und hat bereits bei der Kripo Hamburg Strafanzeige erstattet.

Hier ein Auszug aus der Spam-Mail der Betrüger:

Ermittlungsverfahren gegen Sie

Guten Tag,
in obiger Angelegenheit zeigen wir die anwaltliche Vertretung und Interessenwahrung der Firma Videorama GmbH, Munchener Str. 63, 45145 Essen, an.

Gegenstand unserer Beauftragung ist eine von Ihrem Internetanschluss aus im sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerk begangene Urheberrechtsverletzung an Werken unseres Mandanten. Unser Mandant ist Inhaber der ausschliesslichen
Nutzungs- und Verwertungsrechte im Sinne der §§ 15ff UrhG bzw. § 31 UrhG an diesen Werken, bei denen es sich um geschutzte Werke nach § 2 Abs 1 Nr. 1 UrhG handelt.

[…]

Wir bitten Sie deshalb den Schadensersatzanspruch von 100 Euro bis zum 18.10.2010 sicher und unkompliziert mit einer UKASH-Karte zu bezahlen. Eine Ukash ist die sicherste Bezahlmethode im Internet und fur Jedermann anonym an Tankstellen, Kiosken etc. zu erwerben. Weitere Informationen zum Ukash-Verfahren erhalten Sie unter:

Senden Sie uns den 19-stelligen Pin-Code der 100 Euro Ukash an folgende E-Mailadresse zahlung@rechtsanwalt-giese.info

Geben Sie bei Ihre Zahlung bitte ihr Aktenzeichen an!

[…]

Hier ist der Trick: Die Webseite rechtsanwalt-giese.info ist eine Kopie der Originalseite rechtsanwalt-giese.de! Dahinter versteckt sich ein anonymer Betreiber, der via privacyprotect.org verschleiert wird. UKASH ist ein Bezahlservice, der ähnlich wie PayPal funktioniert, scheinbar aber wohl nicht so streng prüft, wer sich dort anmeldet. Die Spammer spekulieren nun, dass ein kleiner Prozentsatz der Mailempfänger die 100 Euro bezahlt.

An die Mailadressen kommt man leicht über einschlägige Foren und Anbieter von zwielichtigem Content. 2 Mio Adressen sollten kein Problem sein. Bezahlen davon nur 0,01 Prozent wären das schon 20.000 Euro.

Auf der richtigen Webseite von Florian Giese distanziert man sich von solchem Machenschaften:

Rechtsanwalt Florian Giese ist nicht Urheber von betrügerischen E-Mails mit dem Betreff „Ermittlungsverfahren gegen Sie“. Hierbei handelt es sich um Spam-Mails von Betrügern.

Die Kanzlei Giese Rechtsanwälte in Hamburg und insbesondere Rechtsanwalt Florian Giese stehen nicht im Zusammenhang mit den betrügerischen E-Mails, welche angeblich im Auftrag der Firma Videorama GmbH wg. Urheberrechtsverletzung in Filesharing-Netzwerken versendet werden.

Weder hat die Firma Videorama GmbH hier einen solchen Auftrag erteilt, noch sind durch RA Florian Giese unter der E-Mail Adresse „giese@rechtsanwalt-giese.info“ oder „zahlung@rechtsanwalt-giese.info“ derartige Mails versendet worden.

Auch ist die Kanzlei Giese oder RA Florian Giese nicht Inhaber der Domain „rechtsanwalt-giese.info“ und daher auch nicht in Besitz der vorgenannten Absende-Adressen. Rechtsanwalt Florian Giese hat zudem keinerlei Einfluss auf die Inhalte, welche auf der Domain „rechtsanwalt-giese.info“ platziert sind.

Bei diesem Vorgang handelt es sich um einen sog. Identitäts-Missbrauch oder um Identitäts-HiJacking, um der betrügerischen E-Mail eine gewisse Ernsthaftigkeit zu verleihen.

 

8 Kommentare zu 'Spam-Abzocke: Rechtsanwalt Florian Giese bittet angeblich zur Kasse'

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  1. am 19. Oktober 2010 um 8:36 pm Uhr

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  2. Vendopulci sagte,

    am 19. Oktober 2010 um 9:21 pm Uhr

    ich habe in meiner Stadt ebenfalls Anzeige wegen versuchten Betruges erstattet. Notfalls wird die Anzeige auf die Fa. Videorama erweitert.

    Seid wachsam

  3. Tobias sagte,

    am 20. Oktober 2010 um 9:07 am Uhr

    Videorama hat genauso wenig damit zu tun, wie Rechtsanwalt Florian Giese. Hier wurden einfach zwei Firmen genommen, um den Mails einen offiziellen Anstrich zu verleihen.

  4. RalphGL sagte,

    am 21. Oktober 2010 um 8:35 am Uhr

    Auch ich habe gerade so eine E-Mail bekommen. Interessant, dass die angegebene IP-Adresse tatsächlich aus der Stadt stammt, in der ich meinen Wohnsitz habe – und zwar vom größten Provider Deutsche Telekom AG – allerdings nicht mein Provider. Vielleicht nimmt der Betrüger sogar eine Zuordnung der Adressen zu IP-Adressen vor? Dann müssten ihm außer den E-Mailadressen seiner potentiellen Opfer auch deren Adressen vorliegen.

  5. Rudi sagte,

    am 21. Oktober 2010 um 9:46 am Uhr

    Bei mir hat die IP weit (ca 450km) neben meinem Wohnort gelegen, also scheint er nicht auch noch die Adressen zu haben.

    Aufgefallen war mir direkt am Anfang der Email:
    …der Firma Videorama GmbH,
    Munchener Str. 63, 45145 Essen
    …bei der zustandigen Staatsanwaltschaft am Firmensitz unseres Mandanten
    …Aktenzeichen: 312 Js 111/10 Sta Stuttgart

    Stuttgart ist nicht wirklich zuständig für Essen.

    Gruß, Rudi

  6. Dagmar Schwestka sagte,

    am 25. Oktober 2010 um 11:38 am Uhr

    Ich habe grade eben auch eine solche Mail bekommen. Kann man sich denn irgendwie dafefen wehren,ich mein, ist ja ne riesengrosse Sauerei, bin nämlich auch erst ganz schön erschrocken.
    Gruß Dagmar


  7. am 30. Oktober 2010 um 6:08 am Uhr

    […] Auswüchse wie dieser hier, sind leider unvermeidbar. AKPC_IDS += „27987,“;Popularity: unrankedThemenbezogene Artikel:leider […]


  8. am 30. Oktober 2010 um 6:44 am Uhr

    Hallo zusammen,

    oftmals erkennt man im Text (wie schon weiter oben beschrieben: Essen – Stuttgart…) einige Fehler. Auch die textalische Aufmachung verrät schnell, wie sorgsam umgegangen wurde.

    Ein Anruf bei der zuständigen Kammer klärt sofort, ob es diesen Anwalt überhaupt gibt. Auch ein paar Recherchen im WWW zeigen rasch, wo der Name des RA, bzw. der Kanzlei schon überall aufgefallen ist. Keinesfalls sollte man derlei Angelegenheiten ignorieren, wenn die Sachlage noch völlig unklar ist.

    In diesem Falle kann man nun getrost davon ausgehen, dass SPAM keine Grenzen hat und auch der Briefkasten ist nicht immun dagegen.

    lG
    Lutz




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